Edgar Froese: Der Godfather des Elektronik-Sounds
Im Herbst 1997, kurz vor seiner UK-Tour, plauderte Edgar Froese, das Mastermind hinter der legendären Band Tangerine Dream, über den neuen Aufwind seiner Musik. Die Techno-Szene feiert ihn als Godfather – ein Titel, der schmeichelt, oder? Nicht wirklich, eher witzig.
Die Schubladen der Musik
„Blümchen tanzt auf dem Sarg“, sagt Froese und schmunzelt. Irgendwann werden sie den Sargdeckel öffnen und da wird nichts drin sein. Vielleicht sollten wir ihn lieber als „Vorläufer des Trance“ abstempeln? Auch nicht! „Vorläufer und Nachzügler sind nur zwei Seiten derselben Medaille“, erklärt er. Und wenn schon, dann eher Dance als Trance. Aber was ist das eigentlich: Dance?
Ein Blick auf die Charts
„Das ist alles so vage“, findet er. „Mach deine Schubladen zu! Auf der nächsten steht ‚New Age‘. Wie fühlt es sich an, von Esoterik-Jüngern zum Guru erhoben zu werden?“ Froese lacht. „Das ist noch weiter weg, völlig jenseits meines Horizontes.“ Und ja, Tangerine Dream sind aus den New-Age-Charts nicht mehr wegzudenken, aber ihn interessiert das nicht wirklich.
Krautrock und die Musikindustrie
Er fragt sich, wer auf die Idee kam, den „Krautrock“ wieder aus der Mottenkiste zu holen. „Wenn das Geschäft stagniert, muss man irgendwas recyceln“, sagt er. „Aber ernsthaft, muss man verzweifelt sein, um auf Krautrock zu setzen?“
„Das Music Business ist wie eine blinde Kuh auf einer großen Weide, die ins Leere glotzt“, meint Froese und zuckt mit den Schultern. „Who cares?“. Und was ist mit Kraftwerk? „Die kann ich erst richtig schätzen, wenn ich sie in Ballerina-Trikots sehe!“, lacht er. „Ich liebe den Ruhrpott-Style, den echten deutschen Underground.“
Rock made in Germany
„Ich frage mich, ob es zwischen Flensburg und Garmisch nur noch Rammstein und Pur gibt oder ob da draußen auch kosmopolitische Musiker sind, die das echte Feeling rüberbringen“, sagt Froese. „Und was passiert, wenn man die Kunzel-Quote draufpackt? Hilfe, in welchem Jahrhundert leben wir?“
Soundtracks und die Zukunft
Wie sieht es mit Soundtracks aus? „Kreativ sein außerhalb des Music-Biz? Das ist mittlerweile Massenfertigung“, sagt er. „Kritiker, die uns für unwichtig halten? Ist okay! Wir waren 1970 unwichtig und sind es 1997 wieder, aber für andere Leute.“
„Wir werden ein Label in einem virtuellen Plattenladen starten“, erklärt Froese. „Man kann sich die Musik für den Rechner runterladen, aber ich selbst würde das nicht machen. Ich bin Musiker und Kaufmann, aber ich trenne das strikt.“
Fazit
Edgar Froese bleibt ein faszinierender Charakter in der Musikszene. Seine Gedanken sind scharfsinnig und oft provokant. Die Frage bleibt: Wie wird sich die Musikindustrie weiterentwickeln? Lass uns abwarten und hören!